Knowledge Mining – Potenziale nutzbar machen

Erstmals stehen wir vor einem Wirtschaftszyklus, in dem vermutlich keine Technik Treiber des Wirtschaftswachstums sein wird. In dem gerade startenden 6. Kondratieff-Zyklus ist es der Mensch, der nun selbst die Basisinnovation darstellt. Was sind aber die neuen Herausforderungen der Wissensgesellschaft?

Die Vielfalt des Menschen wertschätzen

Der erste Aspekt ist das nachlassende Wohlbefinden der Menschen und die nachhaltigen Probleme  von Systemen wie das Bildungs-, Renten-, Gesundheits- und  Finanzsystem. Beides wird beeinflusst von unserem Denken, Fühlen und Handeln. Je mehr wir die Probleme mit einem Denken angehen,  das  letztlich zu den Problemen geführt hat, desto größer werden diese werden. Eigentlich logisch. Und dennoch schauen wir oft nur verwundert und verharren in unseren Denkstrukturen. Die Zeit ist reif für Neues Denken. Sie ist reif, um sich aus dem engen Käfig der vergangenen Denkstrukturen zu befreien und Dogmen fallen zu lassen.

Wir müssen die Lücke schließen, die bereits in dem Bericht an den Club of Rome  „Bridging the human gap“. „Das menschliche Dilemma – Zukunftschance Lernen“ im Jahre 1979 beschrieben wurde. Innovatives Lernen war hier  gefordert, um mit der durch uns geschaffenen und zumindest zum Teil gewollten Komplexität  umgehen zu können. Die Komplexität ist eingetreten, die Fähigkeiten mit ihr wirksam umzugehen haben wir aber nur zum Teil entwickeln können. Deshalb stehen wir im Stress, ja sogar im „Freizeitstress“. Arbeit macht uns krank, keine zu haben aber auch. Und auch Wohlstand hilft uns zum Erlangen oder Aufrechterhalten von Wohlbefinden  immer seltener.

William Ross Ashby hat mit seinem  Gesetz der erforderlichen Varietät  (Law of Requisite Variety, Ashby´s Law) die Sache auf den Punkt gebracht. Übertragen auf den Mensch bedeutet dies, dass dieser sich der Komplexität seines Umfeldes adäquat anpassen muss. Es bleiben nur zwei Strategien dazu.

Die erste führt zur Reduktion der Komplexität des Umfeldes. Auf Neudeutsch „Simplify your Life“. Weniger Medieneinflüsse, weniger Aufgaben übernehmen, weniger…… . Nun das würde unserem Wohlbefinden sicher dienlich sein. Wir werden dies aber in vielen Fällen gar nicht wollen und oftmals auch nicht können. Das ist halt unser „Menschliches Dilemma“, das bereits vor 30 Jahren in dem Bericht des Club of Rome vorhergesehen wurde.

Es gibt eine zweite Strategie, und zwar die der Erhöhung der eigenen Komplexität, Neudeutsch „Complicate your Life“. Die Erhöhung der Vielfalt in sich selbst  bis die Balance nach Ashby´s Gesetz wieder hergestellt ist. Die östlichen Weisheitstraditionen zeigen uns mindesten 7 Energiequellen auf, die wir als Mensch nutzen können. Klar wird es, wenn ich mich mit Herz und Leidenschaft  einer Sache widme. Die Energien werden deutlich spürbar. Wissen ist der Energiequelle des sogenannten Stirn-Chakras zuzuordnen. Es ist nur eines von 7 Hauptenergiequellen des Menschen. Das Sozial-Chakra erzeugt Leidenschaft und das Herzchakra verhilft mir zu Empathie und wohlwollendem Umgang mit anderen Menschen. Mit der fokussierten Nutzung und Förderung der kognitiven Kompetenzen sind die Grenzen des intellektuellen Wachstums deutlich zu spüren. Neueste Erkenntnisse der Neurobiologie weisen auf die starke Bedeutung des Gefühls nach Verbundenheit und Wachstum für den Menschen hin, die für ihn im Mutterleib bereits lebenswichtig waren, so der Neurobiologe Prof. Gerald Hüther. Wo finden wir diese Verbundenheit, wo dieses Wachstum? Globalisierung führ auch zum Verlust lokaler Verbundenheit, Familienbande fallen zunehmend auseinander und auch das Arbeitsleben ist geprägt durch Fluktuation bei Kollegen, Vorgesetzten und Eigentümern. Für das Wachstum muss ich meine Potenziale kennen und ein Umfeld finden, in denen ich sie nutzen kann und darf.

Das Fatale. Die Kompetenzen sind weitgehend vorhanden, viele sind uns in die Wiege gelegt worden. Durch Förderung intrapersoneller Kompetenzen zum Beispiel durch Achtsamkeitstraining könnte man sich helfen, eigene Wachstumspotenziale zu erkennen. Das Bildungssystem könnte die Vielfalt stärker fördern und Authenzitäten schätzen. Wir brauchen weniger Richter, Selektierer und Schulmeister, wir benötigen Unterstützer die in wohlwollender Kooperation Menschen helfen, dass diese ihre Potenziale entfalten lassen können. Herzensfähigkeiten und Moralische Intelligenz werden gegenüber der kognitiven Intelligenz an Bedeutung zu nehmen.

 

Bewußtes Wirtschaften

 Management und Führung in Organisationen werden sich neue Strategien erarbeiten müssen, um den Mitarbeitern das Umfeld zu schaffen, ihre vielfältige Potenziale nutzen zu können. Im Kontext zunehmender Regulierungen und Standardisierung eine spannende Herausforderung.

 Längst wird dem Wissenkapital hohe Bedeutung beigemessen. Sei es beim qualitativen Rating der Banken, bei der Wissensbilanzierung oder der Evaluierung über Reifegradmodelle wie dem Excellence Model der European Foundation for Quality Management (EFQM). Auch das Controlling wird sich der Steuerung des Wissenskapitals nicht verschließen können.

All diese Aspekte sind Grundlage fürt ein integrales Wissensmanagement, das hilft, die  Ressource Wissen für die Gesellschaft und in  Organisationen wertschöpfend zu nutzen. Es ist die einzige Ressource die durch Nutzung wächst. Also heißt Ressourceneffizienz beim Wissen, dieses vielfältig zu nutzen und zuteilen.  

Ich könnte mich auf viele aktuelle Zukunftsstudien beziehen. Nun verweise ich auf  alte Berichte die vor Jahrzenten erstellt wurden. So auch der Bericht an den Club of Rome  „Die Grenzen des Waschtums“ oder die Bemühungen von Prof. Frederic Vester in seinem „Neuland des Denken“ in den Siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Und das aus gutem Grunde.

Es nährt die Demut, die die Grundlage für einen offenes Geist und lebenslanges Lernen ist. Diese Demut ist das Salz in der Suppe des menschlichen Miteinander, der Treibstoff im wohwollenden Umgang mit der Vielfalt. Vielleicht ist uns dieser Treibstoff etwas abhanden gekommen.

Wir haben halt mal einige Jahrzehnte verschlafen. Das passiert schon mal. Es soll uns nicht den Mut nehmen die Dinge nun zu verändern.

Jetzt!